Hinweise zur Anfertigung der Balgaussteifungen


Nach mehrern Versuchen mit Papier gab ich damit auf, denn das Papier lässt sich nicht so bewegen wie das Leder. Es gibt zwei Probleme mit der Bewegung des Balges. Wenn man das Rechteck an der Stirnseite des Balges mit den beiden rechts und links anliegenden Seitendreiecken betrachtet, fällt auf, dass die Seitenteile keine gleichschenkligen Dreiecke sind. Deshalb kann man nicht einfach drauf los falten. Da der Drehpunkt des Balges nicht identisch mit der Spitze des Seitendreiecks ist, kommt es bei den Hüben des Balges in der Nähe des Scharnieres zu Zerrungen und Stauchungen des Leders in den Seitenteilen. Diese Zerrungen machen sich über der gesamten Länge des Balges bemerkbar. Und das macht Papier nicht mit. Deshalb muss man also gleich mit Leder arbeiten.

Wenn man die Balgleder durch Abrollen der Balgplatten angezeichnet und zugeschnitten hat, müssen die Linien für die Falten und die Ränder der Aussteifungen ermittelt werden. Dazu geht man folgendermaßen vor (Das Verfahren ist für die oberen und unteren Schöpfbälge und den Magazinbalg anwendbar.):

  1. Das Rechteck an der Stirnseite des Balgleders wird vollständig eingezeichnet (gelb).
  2. Durch die Verlängerung der Linien wird das Seitendreieck zwischen oberer und unterer Balgplatte vervollständigt (grün).
  3. Die Länge des kürzeren Schenkels wird vom Scheitelpunkt aus auf dem längeren Schenkel abgetragen. Nach dem Verbinden der Eckpunkte (rot) erhält man nun ein gleichschenkliges Dreieck, in dem auch die Winkelhalbierende (rot) eingetragen wird. An dieser Mittellinie des Dreiecks ist die Knicklinie des Leders. Die Knicklinie zwischen dem roten Dreieck und dem gelben Rechteck ist nicht fest, sondern im leeren und vollen Zustand des Balges eine andere (leer: rot, voll: gelb).
    Maße der Seitendreiecke:
    Es werden vier gleiche Seitendreiecke (hellblau) benötigt. Ihre Größe wird so bemessen, dass sich zwischen den Dreiecken an der Winkelhalbierenden ein Abstand von etwa 2mm ergibt. Zu den Rändern oben und unten sind mindestens 3mm notwendig (evtl. auch mehr, wenn das Aussteifungsmaterial dicker als 1mm ist). Der kleinste Abstand zu dem gelben Rechteckt beträgt auch etwas 3mm. Die scharfe Spitze des Dreiecks wird so abgeschnitten, dass der Schnitt etwa 5mm lang ist. Alle Ecken werden abgerundet.
  4. Die vier Dreiecke an den Seiten werden auf das Leder geleimt.
    Maße der Trapeze an der Stirnseite:
    Nach dem Abbinden des Leims wird das Leder dem rechten Bild entsprechend gefaltet, um damit die Maße des Trapezes an der Stirnseite zu ermiiteln. Dabei ist darauf zu achten, dass die Seitenteile parallel im Abstand von 12cm bei den Schöpfbälgen (25cm beim Magazinbalg) verlaufen und in den Ecken rechte Winkel sind.  (Bei allen vier Schöpfbälgen war das Trapez bei mir 4,5cm hoch, unten 11,5cm und oben 2cm breit - nach dem Abrunden der Ecken natürlich etwas kleiner. Beim Magazinbalg verlaufen die Seiten des Trapezes einfach unter 45°.) Wichtig ist, dass der Abstand der beiden kurzen Seiten der Trapeze mindestens 6mm groß ist (bei 1mm starkem Aussteifungsmaterial).
  5. Die beiden Trapeze werden auf das Leder aufgeleimt.
    Maße der kleinen Dreiecke. an der Stirnseite:
    Ihre Größe wird so bestimmt, dass sie zum gelben Rand etwa 4mm, zum Trapez etwa 3mm und zum gegenüberliegenden Dreieck mindesten 6mm (s.o.) Abstand haben.
  6. Nun werden die kleinen Dreiecke noch aufgeleimt.
Viel Erfolg!


© Wolf-G. Blümich, 10.09.2009